Zu Lebzeiten ist der Politiker, Unternehmer und Bestsellerautor der deutsche Sozialdemokrat, Anti-Militarist und wohl erster deutscher Feminist. Sein Tod am 13. August 1913 bezeichnet einen Einschnitt und das Ende einer Zeit, das er selber voraussagt.
1840 in Deutz bei Köln geboren, wuchs August Bebel in ärmlichen Verhältnissen auf. Beide Eltern sterben früh und weiterführende Schulen durfte der wissbegierige Junge nicht besuchen. Später schrieb er der SPD die Forderung nach einer kostenlosen Schule für alle ins Parteiprogramm. Nicht nur, weil er einer der Mitbegründer der SPD war, ist er zu Lebzeiten eine Ikone der Sozialdemokratie gewesen. Er war ein Vorreiter – der erste deutsche Feminist. Er ließ sich auch durch insgesamt 57 Monate Gefängnis aufgrund der Bismarckschen Sozialistengesetze nicht von seinem Weg abbringen. Wie Günther Grass einmal sagte, war er ein Mann, der nie aufgab. Eine Ikone ist er bis heute geblieben. Ähnliche Anerkennung wie der ‚Arbeiterkaiser‘ hatte nach ihm als deutschem Sozialdemokraten, wenn überhaupt, nur noch Willy Brandt erreicht. Selbst Helmut Schmidt hatte zu seinen Zeiten als Bundeskanzler ein Portrait von August Bebel über seinem Schreibtisch hängen.
1863 machte sich der junge August Bebel als gelernter Drechsler in Leipzig selbstständig. Er war früh in Arbeitervereinen aktiv und lernte auf einem Fest des gewerblichen Bildungsvereins seine spätere Frau Julie Otto kennen. Sie heirateten 1866 und von nun an führten sie seine kleine Firma, die Tür- und Fenstergriffe herstellte, zusammen. Diese Zeit dürfte wohl Prägend für ihn gewesen sein, erst recht seit seiner Zeit als Reichstagsabgeordneter, in der seine Frau die Firma mehr oder weniger alleine verwalten musste.
So ist August Bebel zum ersten deutschen Feministen geworden. Deshalb sorgte er dafür, dass die SPD 1891 für die Einführung des Frauenwahlrechts einstand und sie „die Abschaffung aller Gesetze, welche die Frauen benachteiligten“ verlangte. So schrieb Bebel 1879: „Die Frau der neuen Gesellschaft ist sozial und ökonomisch vollkommen unabhängig, sie ist keinem Schein von Herrschaft und Ausbeutung mehr unterworfen, sie steht dem Mann als Freie, Gleiche gegenüber und ist Herrin ihrer Geschicke.“
Sein Buch „Die Frau und der Sozialismus“, in dem er teilweise drastisch die Realitäten des Arbeiterinnen-Alltags darlegte, schlug ein wie eine Bombe. Es wurde schnell zu einem Bestseller und erreichte insgesamt mehr als 60 Auflagen. Genauso schnell, wie es erfolgreich wurde, wurde es jedoch auch im Zuge der Sozialistengesetze verboten. Die damalige Frauenrechtlerin Ottilie Baader schrieb später: „Die beiden Bücher, August Bebels ‚Frau‘ und Marx ‚Kapital‘ erregten gerade in der Zeit des Sozialistengesetzes das allergrößte Aufsehen. Beide Werke wurden sofort als staatsgefährlich verboten, aber trotzdem recht viel und eifrig gelesen und diskutiert. Da harte Strafe auf die Verbreitung angedroht war, musste man bei der heimlichen Beschaffung recht vorsichtig sein.“ Rosa Luxemburg soll eine Passage aus Bebels Buch mit den Worten „Ach August, ich liebe dir!“ kommentiert haben.
Bebel erregte schnell Aufmerksamkeit und machte sich im konservativen Lager um Bismarck keine Freunde. Schon lange vor seinem Buch steigt Bebel durch die Ablehnung von Annexionen nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und durch das Bekämpfen des preußischen Militarismus zum großen Gegenspieler Bismarcks auf. Bismarck fürchtete Bebel und versuchte mit allen Mitteln, ihn zu bekämpfen. Doch am Ende triumphierte Bebel über den ‚eisernen Kanzler‘.
Nach dem Tod seiner Frau 1910 verbringt der schwer angeschlagene Bebel aus gesundheitlichen Gründen viel Zeit in der Nähe von Zürich bei der Familie seiner Tochter Frieda. Am 13. August 1913 stirbt er an Herzversagen. Bei seiner Beerdigung nimmt die ganze Stadt Anteil. Bis zu 10.000 Leute und Delegationen aus verschiedensten Ländern sollen an der Trauerfeier teilgenommen haben.