Achim Großmann machte mit seinen Zuhörern in seinem Vortrag zur Geschichte der SPD in der Aachener Region eine spannende Reise durch die Vergangenheit.
Würselen. In diesem Jahr feiert die SPD ihren 150-jährigen Geburtstag. Am 23. Mai 1863 gründeten die Sozialdemokraten um Ferdinand Lassalle in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) aus dem später die SPD hervorging. Anders als bei den großen Feierlichkeiten in diesem Jahr in Leipzig und Berlin geht es Achim Großmann darum, den Aufbau der Sozialdemokratie vor Ort in seiner Heimatregion zu veranschaulichen. Aus diesem Anlass schreibt er momentan fleißig an einem Buch, das noch in diesem Jahr erscheinen soll.
Angefangen hat selbstverständlich alles mit dem Beginn der Industrialisierung und den meist schlechten Arbeitsbedingungen, die schließlich zum Aufbegehren der Arbeiterbewegung führten. In der Aachener Region betrifft dies vorallem die Bergbauarbeiter, die am Durchbruch der Sozialdemokratie entscheidenden Anteil hatten. Doch von den Anfängen bis zu den ersten Erfolgen in und um Aachen war es ein langer und steiniger Weg mit zahlreichen Hindernissen, zu denen nicht nur die Bismarckschen Sozialistengesetze zählten.
Nach der Französischen Revolution 1789 und insbesondere in der Zeit unter Napoleon stieg zunächst der Einfluss der Franzosen. Die geopolitische Lage in der Region war in der Zeit kurz vor dem Wiener Kongress noch eine völlig andere. Nicht nur die Grenzen der Städte und Kreise unterscheiden sich teilweise erheblich von der heutigen Gliederung, den Staat Belgien zum Beispiel gab es damals noch garnicht.
Auch das politische Spektrum war noch in seiner Findungsphase. Noch nach der 48er-Revolution war dieses relativ verschwommen. Linke und Liberale unterschieden sich teilweise garnicht so sehr voneinander, Hauptziel war schließlich die Errichtung der Demokratie. Mit der Gründung des ADAV 1863 begann dann schließlich langsam der strukturelle Aufbau der Partei, der von Aachen aus betrachtet vorallem in Köln vorangetrieben wurde. Der eigentliche Durchbruch fand in Aachen dann erst rund 15 Jahre später bei der Reichstagswahl 1878 und der Kandidatur August Bebels statt. Kurz darauf trat dann jedoch das Sozialistengesetz in Kraft, das allen Fortschritt wieder zu zerstören drohte. Doch mit dem Ende dieses Gesetzes einige Jahre später kam es dann allmählich bis 1914 zu den ersten Gründungen von Ortsvereinen, die aber wohl zu Beginn noch ganz anders ausgesehen haben müssen als heutzutage.
Deutlich wurde jedenfalls in dem rund 90-minütigen Vortrag, mit welchen Schwierigkeiten es die Sozialdemokraten zu tun hatten – ein besseres Land kommt eben wirklich nicht von allein. Aber auch Achim Großmann hatte bei seinen Recherchen mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Einige Quellen wurden im Krieg zerstört, was schließlich noch aufwändigere Nachforschungen zur Folge hat. Auch die Identifikation von Personen auf Bildmaterial war alles andere als leicht. Und obwohl das Buch die Geschichte der letzten 100 Jahre nicht berücksichtigt, weil die beiden Weltkriege einen erheblichen Einschnitt markierten, machte der Vortrag Lust auf Mehr und war ein guter Vorgeschmack auf sein Buch.