Auch lesen kann er – Martin Schulz lockt 500 Besucher zur Präsentation seines neuen Buches

Mit großem Interesse hörten am Samstagabend die 500 Leute in der Aula des Städtischen Gymnasiums dem Würselener Sozialdemokraten zu, der sein neues Buch „Der gefesselte Riese – Europas letzte Chance“ vorstellte und sich danach in eine Diskussion mit AZ-Chefredakteur Bernd Mathieu begab.

Würselen. Der Andrang war gewaltig. Am Freitag entschieden sich die Veranstalter kurzfristig dazu, die Buchvorstellung des „gefesselten Riesen“ vom Alten Rathaus in die größere Aula des Städtischen Gymnasiums zu verlegen. Diese Entscheidung sollte sich als die richtige herausstellen, denn selbst die Aula wäre beinahe zu klein gewesen.

Diese hohe Besucherzahl zeigt nicht nur das große Interesse am Parlamentspräsidenten Martin Schulz, sie zeigt auch das hohe Interesse an der Europäischen Idee. Die Menschen wollen wissen, wohin die Reise mit der EU geht, ob die Wasserversorgung wirklich privatisiert werden soll, wie stabil unsere Währung ist, ob die Krise bald vorbei ist oder welche Auswirkungen die Wahl in Italien auf den Rest Europas hat. Auf all diese Fragen gab Martin Schulz eine Antwort. Er ist bekannt dafür, Klartext zu reden, und sagt von sich selber, er sei deshalb „unter den europäischen Regierungschefs sicher sehr unbeliebt“.

Die Veranstaltung begann zunächst ungewohnt, denn Martin Schulz liest eigentlich nie ab, wenn er vor einem großen Publikum redet. Bei seiner Buchpräsentation musste er wohl. Dennoch zeigte er, dass er auch das Vorlesen beherrscht und seine Zuhörer so nicht weniger fesselt als bei seinen Reden.

In der Diskussion mit Bernd Mathieu bekräftigte Martin Schulz einmal mehr, mit seinem auf Tagebucheinträgen basierenden Buch ein Plädoyer für ein demokratischeres Europa halten zu wollen. Die Idee von Europa finde gerade außerhalb Europas je weiter man sich von unserem Kontinent entferne immer größere Bewunderer. Aus der Idee sei im Laufe der Zeit irgendwann die Verwaltung entstanden. Man dürfe nur jetzt nicht den Fehler machen und glauben, die Verwaltung sei die Idee. Deshalb müsse die EU demokratischer werden, wozu die nächste Europawahl, bei der erstmals der Lissabon-Vertrag greift, ein Stück beitragen könnte. Der nächste Wahlkampf werde geprägt sein von europaweiten Spitzenkandidaten, was die Menschen dazu bringen könnte, sich mehr Gedanken um die anderen europäischen Völker zu machen, wenn ein Deutscher auf einmal einen Polen wählen könnte oder ein Franzose einen Deutschen.

Die gesamten Einnahmen seines neuen Buches, das am Freitag schon auf Anhieb Platz 1 der Amazon-Charts erklimmen konnte, kommen dem Förderverein der Stadtbücherei Würselen sowie dem Aachener Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte zugute.