Rainer Michaelis, Leiter der regionalen Schulentwicklung im Düsseldorfer Schulministerium, besuchte nun auf Einladung der Landtagsabgeordneten Eva-Maria Voigt-Küppers und der hiesigen SPD die Düvelstadt. Dabei hatte er gute Nachrichten für die Würselener Kommunalpolitik im Gepäck: Er wolle bei der Bezirksregierung darauf hinwirken, dass die städtische Gemeinschaftshauptschule auch im Schuljahr 2012/2013 eine fünfte Klasse einrichten dürfe. Bei seinem Besuch habe er sich davon überzeugen können, dass sich die Stadt Würselen auf den Weg gemacht habe, ihre Bildungslandschaft den aktuellen Bedürfnissen anzupassen. „Mit der Elternbefragung startet auch in Würselen die Fortschreibung der Bildungsplanung. Darüber freuen wir uns“, sagt Michaelis, „den Wunsch auch den Hauptschul-Bildungsgang vor Ort anzubieten, können wir gut verstehen. Wir wollen als Land diesen Prozess unterstützen und keinen unnötigen Zeitdruck aufbauen.“ Dennoch könne man den notwendigen Umbau auch nicht ewig auf die lange Bank schieben: „Wir erwarten, dass spätestens 2012 die notwendigen Beschlüsse gefasst werden“, gibt Michaelis einen klaren Zeitplan mit auf den Weg.
Damit fällt den örtlichen SPD-Bildungspolitikern ein riesen Stein vom Herzen: „Würselen ist eine prosperierende Stadt. Dazu gehört auch ein breites Bildungsangebot. Es ist enorm wichtig, dass wir nicht die Schüler, die die meiste Unterstützung brauchen, vor die Tore der Stadt weisen“, sagt die Vorsitzende des Bildungsausschusses der Stadt, Doris Harst (SPD). Auch die Leiterin der katholischen Sebastianusschule, Adelheid Fröhlich, ist erleichtert: „Manche meiner Schüler können in einem Hauptschul-Bildungsgang einfach am besten gefördert werden. Dass ich für diese Schüler möglicherweise nächstes Jahr in Würselen kein Schulangebot mehr gefunden hätte, hat mir große Sorgen bereitet.“
Im Dialog bleiben
Die SPD Würselen hatte zusammen mit Rainer Michaelis zu einen Bürgerdialog über die Wahl der richtigen Schulform ins Euregio-Kolleg eingeladen. Viele interessierte Eltern und auch Mitarbeiter der Schulverwaltung und der Schulen hatten dieses Angebot gerne angenommen. In einem kurzen Referat wurde die neue Sekundarschule erklärt und aufgezeigt, wie der Weg von der Bildungsplanung bis zur Einrichtung einer neuen Schule verläuft. Bei der anschließenden Diskussion mit Doris Harst, Eva-Maria Voigt-Küppers, Rainer Michaelis und Würselens Bürgermeister Arno Nelles (SPD) konnten viele Fragen der Bürgerinnen und Bürger direkt beantwortet werden. Über den Verlauf der Veranstaltung war die Landtagsabgeordnete hoch zufrieden: „Der heutige Abend hat eines gezeigt: Wenn man rechtzeitig alle Beteiligten, also Schulen, Eltern, Lehrer, Verwaltung und die Politik, in die Diskussion einbindet, braucht man auch vor so einer hochkomplexen Aufgabe wie der Weiterentwicklung der Schullandschaft keine Angst zu haben.“ Und Doris Harst fügt hinzu: „Wir wollen auch nach der Elternbefragung mit allen im Gespräch bleiben und so die optimale Wahl treffen.“ Sie begreift die Veranstaltung als Auftakt: „Wir versprechen: die Würselener SPD bleibt am Ball.“
Stichwort: Sekundarschule
In seinem Referat erläuterte Rainer Michaelis den Schulkompromiss, den die Regierung von Hannelore Kraft (SPD) im Sommer mit der CDU abgeschlossen hatte. In NRW bleiben alle bisherigen Schulformen, also Hauptschule, Gesamtschule, Realschule und Gymnasium weiter bestehen. Neu hinzu kommt die Sekundarschule. Die Sekundarschule umfasst die Klassen 5 – 10. Sie muss zwingend mit einem Gymnasium oder einer Gesamtschule kooperieren, so dass gewährleistet ist, dass alle Schüler der Sekundarschule die Möglichkeit haben, das Abitur zu machen. In der fünften und sechsten Klasse gibt es eine gemeinsame Orientierungsphase, in der alle Schüler gemeinsam unterrichtet werden. Für die Klassen 7 – 10 stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. So kann der Unterricht etwa integriert gestaltet werden: Dann lernen alle Schüler in einem gemeinsamen Klassenverband bis zur 10. Klasse. Daneben besteht auch die Möglichkeit, den Unterricht teilintegriert zu gestalten. Wie bei der Gesamtschule findet der Großteil des Unterrichts im Klassenverband statt. In den Kernfächern, also Deutsch, Mathe, Fremdsprachen und Naturwissenschaften, kann jeder Schüler zwischen Grund- und Erweiterungskurs wählen. Beim kooperativen Modell findet ab der 7. Klasse eine Differenzierung statt. Dann werden die Schüler in Hauptschul-, Realschul- oder Gymnasialklassen aufgeteilt oder es findet eine Aufteilung in eine Grund- und eine Erweiterungsebene statt. Rainer Michaelis ist Leiter der Projektgruppe „Regionale Bildungsplanung und Sekundarschule“. Als solcher berichtet er direkt Schulministerin Sylvia Löhrmann (Bündnis 90/Die Grünen) über die Schulentwicklung im Land. In Abteilungsleiterrunden koordiniert er auch die Aufsicht der Bezirksregierungen. Der Schulkompromiss gilt bis 2023 und kann von keiner Seite einseitig aufgekündigt werden.